Wolf
Ein künstlerisches Forschungsprojekt

07.07.2010 I Dr. Danièle Martinoli I WWF Projektleiterin Freiwilligenprogramm Hirten-Hilfen
Nach der Kontaktaufnahme per E-Mail telefonierten wir einige Male miteinander. Damals dachte ich, dass ich zum gefundenen Forschungsmaterial mit eigens aufgenommenem Videomaterial arbeiten möchte, und so suchte ich Realisierungsmöglichkeiten. Ich suchte einen Hirten, eine Hirtin, der oder die mit Herdenschutzhunden und Schafen auf der Alp ist, um diese Tiere mit der Videokamera aufnehmen zu können. Mir schwebten Aufnahmen in der Nacht vor. Von Danièle Martinoli erfuhr ich vom Wolfsexperten Jean-Marc Landry, den Nachtvideoaufnahmen von Schutzhunden und Wölfen aus Frankreich, den Herdenschutzzentren und den freiwilligen Hirten-Hilfen. Aber auch Biodiversität, Schafhaltung, Esel und Zäune als Wolfsschutz sowie Wanderer und Schutzhunde waren Gesprächsthemen.

03.08.2010 I Ueli Pfister I Herdenschutzzentrum, Bern und Fribourg

Bärried, Rüegisberg, BE: Nach erster Kontaktaufnahme per E-Mail am 21.07. Besuch beim Wildbiologen und Landwirt Ueli Pfister. Ich erfuhr viel über Herdenschutz, Schutzhunde, weisse Patous (Pyrenäenberghunde), Jagdsysteme wie Patent- und Revierjagd, Unterschiede zwischen Tierpsychologie und Verhaltensforschung (Ethologie) und über den gesellschaftlichen sowie politischen Umgang mit Wölfen in der Schweiz. Unter dem aufmerksamen Auge des Hundebesitzers wagte ich mich erstmals über die Zäunung in die Nähe der Schafe und Hunde. Sie blieben ruhig liegen und schauten mich und ihren Herrn an.

11.08.2010 I Walter Hildbrand I Mobiler Herdenschutz, Oberwallis
Gampen/Jeizingen, VS: Besuch bei Walter Hildbrand. Erste eigene Videoprobeaufnahmen von Herdenschutzhunden und Schafen bei ihm auf dem Hof. Erfahre aus erster Hand, dass der Wolf M16 früh morgens in der Nähe der Rinder auf der Varneralp abgeschossen wurde. 

13.08.2010 I Jean-Marc Landry I Wolfsexperte, Frankreich
Martigny, VS: Nach erster Kontaktaufnahme per Email am 21.07. erstes Treffen mit dem Wolfsexperten Jean-Marc Landry. Er zeigte mir erste Wolfsbilder. Wir konversierten in Deutsch, Englisch und Französisch – wobei er besser deutsch spricht als ich französisch. Erste Sichtung der Nachtvideoaufnahmen vom Nationalpark Mercantour in Frankreich. Wir beschliessen, das Videomaterial für meine visuell-ästhetischen Untersuchungen beim Nationalpark zu beantragen. Am 22.12. nach der Zusage von Mercantour Übergabe von 11 DVDs. Es sind Kopien der Nachtaufnahmen aus dem Nationalpark in Mercantour aus dem Jahr 2000. Meine Freude war überragend. Jetzt kann‘s losgehen. Wir trafen uns danach erst wieder im Juli 2011. Dazwischen hielten wir den Kontakt per E-Mail und telefonierten ein paar Mal bei Fragen. Er wurde mir zu einem wertvollen Freund, der mich bei meiner Vision, einer Kooperation von Kunst und Wissenschaft als Erkenntnisprozess näher zu kommen, unterstützte.

16.08.2010 I Dr. Marie-Pierre Ryser I Universität Bern I Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin
E-Mail an die Tierärztin Dr. Marie-Pierre Ryser, welche die Untersuchungen des toten Wolf M16 leitet. 17.08., Telefon mit Dr. Marie-Pierre Ryser. Damals interessierte mich die Einsicht in archivierte Untersuchungsergebnisse (Videoaufzeichnungen, Dokumentationsfotos, Autopsieberichte etc.) von toten Wölfen und anderen Wildtieren. Ein solches Anliegen würde, wenn überhaupt, ohnehin nur über die Zusage durch den Bund gehen. Deshalb müsste ich mich an die dafür zuständige Person Dr. Reinhard Schnidrig beim BAFU Bundesamt für Umwelt wenden.

21./22.08.10 I Axel Schuppan I Mobiler Herdenschutz Agridea

Alpage du Scex, VS: Über den Kontakt mit Walter Hildbrand besuchte ich für zwei Tage den Hirten Axel Schuppan auf der Alpage du Scex, oberhalb von Armonia, der mit Schutzhunden und Schafen die Rinderherde vom Pächter Armin Andermatten hütete. Walter Hildbrand stellte für dieses besondere Hüte-Experiment, das Mitte August ein Medienereignis war, drei Schutzhunde und seine Schafe zur Verfügung. Es ist dieselbe Gegend, in welcher der Wolf M16 in Begleitung eines Wolfsweibchens (vermutlich F6) unterwegs war und zehn Tage davor legal abgeschossen wurde. Während diesem Aufenthalt machte ich erste Videoaufnahmen von Herdenschutzhunden und Schafen und erfuhr viel über die Arbeit eines erfahrenen Hirten mit seinen beiden Hirtenhunden. Da sich inzwischen das künstlerische Forschungsprojekt sowie die Videoarbeit allein aus naturwissenschaftlichem Forschungsmaterial zusammensetzen, habe ich diese Aufnahmen für das Projekt Wolf nicht verwendet.

06.09.2011 I Fridolin Zimmermann I KORA – Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz I  Luchs Monitoring
Muri bei Bern, BE: Erster Besuch bei KORA. Der Biologe Fridolin Zimmermann gewährt mir einen ersten Einblick in das Datenarchiv von KORA, von der Maus bis zum Hirschen, welches hauptsächlich aus dem Luchs Monitoring besteht. Wir verabreden, dass ich unter der Begleitung von Mathias Blanc bei KORA das Datenarchiv sichten kann.

07.09.2010 I Ilka Reinhardt I Wildbiologisches Büro Lupos I Spreewitz, Deutschland
Am 07.09 Telefongespräch mit der Wildbiologin und Wolfsexpertin Ilka Reinhardt, die zusammen mit Gesa Kluth das Wildbiologische Büro Lupos seit 2003 leitet. Beide Frauen haben in der Wolfsregion Lausitz in Brandenburg eine Kontaktstelle aufgebaut. Wir sprachen über den Umgang mit dem Wolf in Deutschland und der Schweiz, über ihre Vermittlungsangebote (Vorträge und Spurenexkursionen), ihre Aufbauarbeit sowie Videoaufnahmen von GPS-Antennen (Forschungsprojekt mit GPS-besendeten Wölfen). Gerne hätte ich sie beide einmal besucht, um mehr über ihre Arbeit und diese Region zu erfahren. Diesen Besuch muss ich auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

13.09.2010 I Dr. Luca Fumagalli I Université de Lausanne I Faculté de biologie et de médecine, Department of Ecology and Evolution
Lausanne, VD: Einführung in die Welt der Genetik in englischer Sprache. Wie sieht die Arbeit im Labor für genetische Analysen aus? Wie sehen die visuellen Umsetzungen (Daten/Bilder) der Genanalysen aus? Wie sieht der Unterschied zwischen einem canis lupus und humanes sapiens Gen aus? Alles Fragen, die mich damals beschäftigten. Bei meinem Besuch in Lausanne wurden mir die genetischen Analysen mit nicht-invasiven Methoden für Dritte erklärt. Diese Analysen werden in zwei Schritten mit nur sehr kleinen DNA Mengen anhand von im Feld vorgefunden Proben mit Haarwurzeln, Speichel, Kot oder Urin durchgeführt. Das heisst: diese werden beispielsweise entweder direkt am Tierriss, am Opfer selbst oder in der Nähe des Tatorts entnommen. Dabei spielt die analytische Gelelekrophorese der Mokularbiologie eine wichtige Rolle. Über diese lässt sich das DNA-Muster feststellen und damit die Art des Lebewesens (Wolf, Hund oder Fuchs). Erst in einem weiteren, komplizierteren Verfahren lässt sich möglicherweise das Individuum erkennen.

30.09.2010 I Nationalsession, Bern
Bern, BE: Besuch der Nationalsession in Bern. Von der Tribüne für Besucher und Besucherinnen konnte ich die Wolfsdebatte im Landrat verfolgen. Es wurden 14 Vorstösse gegen den Wolf, vorwiegend aus dem Kanton Wallis, verhandelt. Die Abstimmung ging zugunsten der Walliser Wolfsgegner aus. An diesem Tag traf ich erneut Ueli Pfister und lernte einige Mitarbeiter aus dem BAFU kennen.

01.12.2010 I Matthias Blanc I KORA – Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz I Betreuung Fotofallen
Muri, BE: Matthias Blanc betreute mich bei meinen beiden KORA-Besuchen am 01.12. und am 18.01.2011. An diesen Tagen nahm ich Einsicht in das enorme KORA-Datenarchiv, welches durch das Luchs Monitoring entstanden ist. Obwohl ich mir unzählige Fotofallenbilder angesehen habe, waren darunter nur zwei Abbildungen von Wölfen zu sichten: Der Wolfsrüde M16, der im Januar 2008 während eines Luchs Monitoring in der Berner Gegend Latterbach in eine Fotofalle geraten ist (und am 11.08.2010 erschossen wurde) und ein Wolfsweibchen, vermutlich F5, die in der Gegend von Fribourg in eine Falle geraten ist. Bei meinem ersten Besuch am 01.12. lernte ich ebenfalls den KORA Projektleiter Urs Breitenmoser kennen und konnte ihm mein Projekt persönlich und später schriftlich vorstellen.

22.03.2011 I Kristina Vogt I KORA – Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz I Monitoring

Muri, BE: An diesem Tag nahm ich Einsicht in das Bilderarchiv von Jean-Marc Weber. Es waren wenige Bilder von Wölfen in diesem Archiv zu sehen, von denen ich die meisten mittlerweile schon kannte. Kristina Vogt war Ansprechperson für meine Fragen. Sie gab mir Einsicht in die Resultate der Analysen von genetischen Proben zwischen 1998-2010, anhand derer individuelle Wölfe identifiziert werden können, zeigte das FAQ – Wolf von 2010 für Presseanfragen sowie ihre Vortragsdateien der letzten zwei Jahre, in denen der Wolf unterschiedlich beleuchtet wird.

14.03.2011 I Jean-Claude Roch I Fauna-Aufseher/survaillant de la faune der Region Waadt
Aigle, VD: Nachdem ich Jean-Claude Roch mein Projekt in Französisch und schriftlich vorgestellt habe, telefonierte ich am 02.03., um ein Treffen zu vereinbaren. Treffen mit ihm am 14.03. Ich erhalte 2 DVDs mit Fotos, die ich mit Ausnahme von zwei Bildern für meine visuell-ästhetischen Untersuchungen verwendet habe. Gemeinsam besprachen wir den Inhalt meiner beiden Fragebögen, die er mir auch ausfüllte. Ein Formular beinhaltete allgemeine Fragen zu Fotofallen, während das andere spezifische Fragen zu seinem 2007 entstandenen Fotofallenbild vom Wolf M16 stellte.


> Text als PDF